DIE FAMILIE
Fotografien
Legende
3 Fotografien, kaschiert, in Glasrahmen
Grösse: je 81,5 cm x 125 cm
Auflage: 3+1
Ankauf Bund 2011

 
Bei die Familie, einer Serie von Familienportraits, die sich mit Herkunft, Identität und Assimilation beschäftigt, stelle ich die Frage : “Was passiert  mit der Identität einer portraitierten Person, wenn sie auf ihren Hintergrund reduziert wird, auf das was sie alltäglich umgibt?“ Der sichtbare Hintergrund mutiert zum signifikanten „Leseobjekt“. Welche Geschichten erzählen diese Hintergründe? Zu sehen sind drei Fotografien, die verhüllte Personen zeigen in ihrer häuslichen Umgebung. Die Kamera wurde auf die Portraitierten scharf gestellt. Scharf sichtbar ist die Verhüllung der Personen, das Bettlacken mit dem sie verdeckt sind, die Füße und die Haltungen, die als Indizien für ihre Individualität stehen. Die Portraitierten sind in Kindergröße abgelichtet. Der sichtbare Hintergrund mutiert zum signifikanten „Leseobjekt“.
Die Serie ähnelt einer Feldstudie, die sich Familienstrukturen und soziale Hintergründe anschauen möchte unter dem Gesichtspunkt der “Wechselbeziehungen zweier Räume - dem ökonomisch-sozialen Bedingungen und dem der  Lebensstile-, das sich dem Bemühen verdankt, den Weberschen Gegensatz von Klasse und Stand neu zu überdenken” (Anm.1). Der Geschmack versucht, in einem ganz wörtlichen Sinne, die Produkte und ProduzentInen von Kultur auf ihre gesellschaftlichen Produktionsbedingungen (das Elternhaus), zurückzubeziehen und hierin Strukturen aufzudecken und sichtbar werden zu lassen.
Der Beginn der Serie ist meiner eigenen Familie gewidmet, die in ihrer “neuen Heimat” stereotype Vorbilder gebraucht und sich jene Sehnsuchtslandschaften eines damals “besseren Westens” im eigenen Heim, sehr wörtlich, erfüllt. Im Bild ist meine Mutter (links) und mein Vater (rechts) in ihrer alltäglichen Umgebung zu sehen. Die sichtbaren Zeiten der Bilder sind das Jahr 1980 und das Jahr 2010. Das linke Bild zeigt das ehemalige Schlafzimmer meiner Eltern, in der Wohnung in der meine Mutter nach wie vor lebt. Dieser Raum wurde von meinem Vater erschaffen und gebaut. Es zeigt eine Sehnsuchtslandschaft, die aus illusionistischen Tapeten, Plastik, Plüsch und unfunktionalen Dekorteilen gebaut wurde, um im Traum vom Westen, im Traum vom freien Sex, im Traum der 80er Jahre zu schlafen. Im rechten Bild ist mein Vater in seinem neu erworbenen Haus im Burgenland zu sehen, ganz in der Nähe seines usprünglichen Herkunftsortes. Es wird weiter am Traum gebaut ... .
 Anm.1: Pierre Bourdieu, Die feinen Unterschiede, Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft, S 11/12
Anm.2: Meine Familie ist 1977 aus der Slowakei nach Österreich emigriert.